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DER STANDARD

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"Das Paradies ist weiblich": Die Angst davor, dass Frauen sich rächen könnten
04-03-2022
"Das Paradies ist weiblich": Die Angst davor, dass Frauen sich rächen könnten
Der Sammelband "Das Paradies ist weiblich. 20 Einladungen in eine Welt, in der Frauen das Sagen haben" wurde von der Autorin Tanja Raich ("Jesolo") herausgegeben und ist am 22. Februar erschienen. Darin denken 20 Autor:innen über eine Welt nach, in der Frauen sämtliche Bereiche unseres Lebens regeln. Was, wenn wir in einem Matriarchat leben würden? Wollen wir das überhaupt? Und steckt in der verbreiteten Abwehrhaltung gegen feministische Idee auch die Angst, dass Frauen die Verhältnisse einfach umdrehen– und sich für die Jahrtausende lange Unterdrückung rächen könnten? Und was ist ein Matriarchat eigentlich? Für die Auslotung dieser Frage konnte Tanja Raich Autor:innen wie Kübra Gümüşay, Mithu Sanyal, Julia Korbik, Emilia Roig, Shida Bazyar, Linus Giese, Kübra Gümüşay, Simone Hirth, Gertraud Klemm, Miku Sophie Kühmel, Nicolas Mahler, Barbara Rieger, Jaroslav Rudiš, Mithu Sanyal, Tonio Schachinger, Margit Schreiner, Sophia Süßmilch oder Feridun Zaimoglu gewinnen. Zu Gast in dieser Lesezeichen-Ausgabe ist Petra Unger. Sie ist Kulturvermittlerin, Akademische Referentin für feministische Bildung und Politik, Expertin für Gender Studies und Feministische Forschung und Begründerin der Wiener Frauenspaziergänge, bei denen sie seit 25 Jahren die weibliche Geschichte Wiens erforscht. Inzwischen gibt es 50 verschiedenen Routen zu Frauengeschichte sowie frauen- und geschlechterrelevanten Themen, die Interessiert mit ihr bewandern können.
Lockdownbeschäftigung mit "Der Sex meines Lebens"
19-11-2021
Lockdownbeschäftigung mit "Der Sex meines Lebens"
Der Titel des Buchs "Der Sex meines Lebens" ist, das liegt auf der Hand, im doppelten Sinn zu verstehen. Der Autorin, die für ihre sexuelle Autobiografie anonym bleiben möchte, "um die Erzählung und nicht die Erzählerin in den Vordergrund zu stellen", geht es zum einen um sämtliche sexuelle Erfahrungen, die sich im Laufe ihres Lebens angesammelt haben, aber dieses Buch ist auch die Suche nach dem "besten" Sex ihres Lebens. Dieses Buch, erschienen im Ullstein-Verlag, sind sich Mia Eidlhuber und Beate Hausbichler einig, ist aber noch viel mehr: Es ist das Zeugnis einer Frau, für die 68er-Bewegung und sexuelle Befreiung kein erfüllendes Sexualleben mit sich gebracht haben, im Gegenteil: Mitgemacht oder auch mit sich machen lassen hat diese Autorin, von der wir annehmen dürfen, dass sie heute in etwa um die sechzig Jahre alt ist, einiges. Sie selbst spricht im Klappentext ihrer Aufzeichnungen offen und mutig von "Überforderung" und "Überrumpelungen", das Wort "Missbrauch" kommt dabei nicht vor. Ihre teilweise schmerzhaften Erinnerungen und Aufzeichnungen sind deshalb auch Zeugnis einer Zeit, in der sexuelle Selbstbestimmung und Grenzsetzungen noch nicht so selbstverständlich waren wie in einer heutigen Gesellschaft, die auch durch die #MeToo-Bewegung langsam lernen musste auf Bedürfnisse und Befindlichkeiten von Frauen mehr Rücksicht zu nehmen. Ob die Autorin, die sich "Anonyma" nennt, am Ende doch den Sex ihres Lebens gefunden hat, wird an dieser Stelle nicht verraten, aber hören Sie selbst.
Harte Frauenschicksale: "Dein Schatten tanzt in der Küche"
25-06-2021
Harte Frauenschicksale: "Dein Schatten tanzt in der Küche"
In "Dein Schatten tanzt in der Küche" (Aufbau Verlag) packt die österreichische Schriftstellerin Barbara Frischmuth, die schon seit der Veröffentlichung ihres ersten Romans "Die Klosterschule" im Jahr 1968 zur fixen Bewohnerin der österreichischen Literaturlandschaft zählt, die ganz großen Themen in die kleine Form der Erzählung. Für Darya, Agnes, Amelie, Paula und Doris geht es in unterschiedlichen Ausprägungen um weibliche Selbstbestimmung, das Hinnehmen und Umgehen mit harten Verlusten, Schuld und Scheitern an bestimmten Lebensumständen. Kunstvoll und tatsächlich sehr unsentimental erzählt die Autorin, die Anfang Juli ihren 80. Geburtstag feiert, diese fünf Frauenschicksale, in denen mehrfach auch das Thema Altern und vor allem Alterspräkariat ein Thema werden. "Dein Schatten tanzt in der Küche" ist aber nicht das einzige Buch, das Barbara Frischmuth anlässlich ihres Geburtstags ihrer Leserschaft vorlegt. Wenn es um die Altausseer Autorin geht, dann darf ein Pflanzenbuch nicht fehlen: "Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen" (Residenz Verlag) heißt es und versammelt zwei Vorlesungen der großen Garten-Autorin. Was sie darin alles verpackt hat, auch darüber erzählt uns die Journalistin, Literaturkritikerin und Garten-Expertin Julia Kospach, die schon viele Begegnungen mit Frischmuth hinten sich hat. Zum 80er binden wir der Schriftstellerin auch einen digitalen Blumenstrauß-Gruß. Kurze Stichworte: Madonnenlilien und Eselspenisse. Wir wünsche der Autorin alles Gute!